DIGITALRECHNER    TR-440

Der TR-440 wurde in den 60er Jahren von AEG entwickelt, er war Deutschlands einziger Großrechner.

Geniale Ingenieure hatten den TR-440 entwickelt in dem bereits Techniken implementiert waren, die IBM und andere Hersteller viel später in ihre Großrecher einbauten.
Warum dieser Rechner trotzdem kein Erfolg wurde (Verkauf ca. 20 Stück), soll folgend analysiert werden.
Konzipiert für den deutschen Raum, waren die produzierten Stückzahlen viel zu gering um an ein gewinnbringendes Geschäft zu denken. Eine globale Verkaufsstrategie gab es nicht, das 1. und das 2. Datenverarbeitungs-Förderungsgesetz gleichte den entstandenen Verluste aus, womit sich über Jahre gut leben ließ.
Es reicht eben nicht aus, nur genial Entwickler zu haben. Imagination, Inspiration und Vorstellungskraft sind gefordert. Globales Denken war damals fremd und auch heute noch wird die Vermarktung von Erfindungen an deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten sträflich vernachlässigt.
Die Geldfixiertheit amerikanischer Unis und Labors wird hier zu Lande geradezu belächelt, doch die Dollar-Mentalität der Amerikaner ist nichts anderes als die Umsetzung der Einsicht, dass eine große Idee Push braucht, wenn sie über die Gelehrtenstube hinauswachsen soll.
In Berlin stand die schrankwandgroße Rechenmaschine Z3 von Konrad Zuse.
1861 stellte der deutsche Physiker Johann Philipp Reis in Frankfurt ein Gerät vor, das auf elektrischem Wege Tonübertragungen möglich machte. Keiner konnte sich den Nutzen dieser Erfindung vorstellen. Der Amerikaner Graham Bell musste 15 Jahre später das Telefon nochmals erfinden, er fand sofort Geldgeber für eine Vermarktung der Technik und was daraus geworden ist, wissen wir heute.
In einem Siemens-Labor wurde die Fax-Technik entwickelt, die Japaner wussten damit was anzufangen und generieren bis heute viele tausend Arbeitplätze.
Es reicht eben nicht genial zu sein, ein Stück Cleverness gehört einfach dazu.

Alle Bilder vom TR-440 auf den Seiten sind von Gunter Römer. Vor mehr als 30 Jahren fotografierte er die Bilder, die heute als historisch zu bezeichnen sind, und die Entwicklung einer (deutschen) Computergeneration dokumentieren.

Hartwig Becker 2002